Wie sich Katholik Claudius Seidl im Lob seiner Kirche widersprach

                                                                                                                             Von Armin Arents

 

 

Claudius Seidl wird bald 60 und dennoch betreibt er eine Art Altersdiskriminierung in Jörg Thadäusz` RBB-Sendung „Thadeusz und die Beobachter“.

 

Der sonst eher als kultiviert auftretende Journalist der FAZ-Sonntagszeitung (FAS) und Dauermitglied dieser Diskussionsrunde, der früher für seine Film-Kritiken bekannt war, bedient sich schlichter Stammtisch-Stereotypen, während er zugleich und zurecht die Frauen in der Kirche belobigt.

 

Es ist immer wieder das gleiche: Besonders als moralistisch geltende Institutionen werden gerne an den Pranger gestellt. Wer könnte derzeit ein besseres Opfer sein als die Jahrtausende-Institution Kirche, die gerade ihre eigenen Opfer beklagt?

 

Auch sie hat Mißbrauchs-Opfer wie alle anderen Institutionen und Nicht-Institutionen sondern Gefüge wie die Familie. Der ehemals behymnete und nun besonders gescholtene Jesuitenpapst Franziskus, ehemals als Linker hofiert, nun als Rechter attackiert soll sich schützend vor seine Kirche gestellt haben und den Mißbrauch relativiert haben, weil er erwähnte, daß Mißbrauch überall gleichermaßen vorkomme. Dennoch fügte er hinzu - und  das wird bewußt in der Beurteilung verleugnet - beim Kleriker wiegt es schwerer. 

 

Die kritische Runde um Jörg Thadeusz schoß sich erwartungsgemäß auf die Kirche ein. Einzig Claudius Seidl bekannte sich als Katholik und  "Anti-Protestant", schon bevor Jörg Thadeusz abfragte, wer welcher Konfession angehört. Nicht verwunderlich war, daß Hajo Schumacher sich als ausgetretener Protestant outete, erstaunlich waren die Attacken der sonst moderaten Claudia Kade, sie schien sich ganz dem Zeitgeist und Mitläufertum unterworfen zu haben und setzte beim aufmerksamen Rezipienten fast ihre Reputation aufs Spiel, indem sie allen ernstes behauptete, in der Kirche seien "Mafiöse Strukturen" am Werk und bezeichnete die Mißbrauchskonferenz als "katastrophale Veranstaltung".

Nicht fehlen durften seichte  Revolvergeschichten des einzig Promovierten dieser Runde, Hajo Schumacher, der sich allerdings alles andere als akademisch ausdrückte und die schönsten Horrormärchen aus der afrikanischen Kirche provokant zum besten gab.   Claudius Seidel sei als Katholik  "durchaus ein Fan der verzweigten, interessanten, geheimnisvollen Institution" und er sei auch ein Fan von Sätzen, daß  "das Priesteramt nicht ungültig wird, wenn die Person, die es bekleidet, ein Sünder ist".

 

Aber was war nun der Lapsus von Claudius Seidel?

 

Seine katholische Mutter sei 10 Jahre lang Vorsitzende des Pfarrgemeinderats in Süddeutschland gewesen und so wie die anderen Frauen in der Kirche hätte sie eigentlich die Kirche geprägt. Soweit so gut. Wer im Gemeindeleben aktiv ist, kommt tatsächlich in den Genuß vieler weiblicher Einflüsse.

 

Und nun kam sein verbaler Ausrutscher, der nicht zu seinen vorhergehenden Sätzen paßte: er attackiert „die alten Männer“ in der Kirche, damit meint er wohl die Priester und Bischöfe. Nun wird Claudius Seidel in diesem Frühling 60 und hat es nicht mehr lange bis zur Rente, schaut man sich nur wenige Jahre zurückliegende Bilder von ihm an, kann man ihn kaum wiedererkennen. Claudias Seidel scheint rasch gealtert zu sein. Nur äußerlich oder altert man auch innerlich? Spricht er in seiner diskriminierender Art nun auch von sich?

 

Man bedenke, daß der jung geweihte Priester manchmal bereits erst grüne 23 Jahre alt ist, je nachdem, wann er Abitur gemacht hat und welche theologischen und philosophischen (Sonder-)Studien er absolviert hat. Zu jung, kann man kritisieren, die „Kalkleiste“, das Kollar, also das Erkennungszeichen der geweihten Priester, lehrt(e) manchen Laien noch das Fürchten. Als Laie wird ein nicht Geweihter, also Nicht-Priester genannt, im strengen Sinne sind auch evangelische Pastoren immer „Laien“, weil die evangelische Kirche die Weihe abgeschafft hat....Vielleicht ist auch Claudius Seidel deshalb ein "Anti-Protestant", weil - wie es Joseph Ratzinger in "Dominus Iesus" einmal bemerkte, man den Protestanten den Begriff "Kirche" nicht mehr zubilligen könnte, da sie sämtliche Weihen abgeschafft und die Apostolische Sukzession freiwillig unterbrochen habe, genau diese Dinge, die eben eine "Kirche" ausmache.

 

 

Die Umwelt hat Respekt vor Kollar und ( sie wird immer seltener ) der Soutane. Denn wer geweihter Priester ist, müsse etwas besonderes sein. D.h., dem 23-jährigen Jung-Kaplan ( erste priesterliche Stufe ) wird durchaus schonmal wichtiges anvertraut, in der Beichte, die er auch bereits abnehmen muß, ist dies auf alle Fälle der Fall. Auch der Kaplan ist vollumfänglich im Priesterdienst verhaftet, kann und muß alles, wie es jeder arrivierte ältere Pfarrer, Dekan oder Prälat auch tut. Nur der Bischof (ein eigener Weihegrad) ist ausgestattet mit vielen eigenen Kompetenzen. Für vieles ist er wohl zu jung, zu unreif, es sei denn, er gehört zu den früh entwickelten, manche Alten sind dies manchmal nicht. Wir wir wissen: Entwicklung hat nichts mit dem Alter zu tun.

 

Der einzige Konservative in dieser Runde „Thadeusz und die Beobachter“, Claudius Seidl, diskriminiert den Klerus seiner geliebten und von der Mutter übertragenen Kirche und bezeichnet die Beteiligten als „alte Männer“, dabei will er uns noch weismachen, daß die gut katholischen Süddeutschen schon zu Zeiten seiner Mutter, die Priester nicht respektierten, sondern nur die aktiven Frauen in der Kirche. Die Frauen in der Kirche hat die Gemeinde und der Pfarrer immer respektiert, aber die Frauen auch den Klerus.

 

Claudius Seidl sollte weiter Filmbücher schreiben....? Oder sich theologisch ein wenig vertiefen, um aus seiner Widersprüchlichkeit rauszukommen. Von allen Diskussionsteilnehmern der munteren  Journalistenrunde „Thadeusz und die Beobachter“ hatte er dennoch den besten Durchblick.

 

(„Thadeusz und die Beobachter“ vom 26.02.2019 RBB)

 

(E.A.M., A.A. 27.02.2019)

 

 

 

Claudius Seidl  in "Thadeusz und die Beobachter" screenshot vom 26.02.2019
Claudius Seidl in "Thadeusz und die Beobachter" screenshot vom 26.02.2019
Dr. Hajo Schumacher in Thadeusz und die Beobachter, screenshot  vom 26.02.2019
Dr. Hajo Schumacher in Thadeusz und die Beobachter, screenshot vom 26.02.2019
Kommentare: 0