Macht die Dosis das Gift? Zur Überwachung von Grenzerten

Von Edelgard Richter



Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) informierte aktuell im November 2015 über seine Aufgaben.

So werden alle Erzeugnisse, die mit Lebensmitteln oder dem Körper in Kontakt kommen sowie Spielwaren, kosmetische Mittel, Tätowiermittel und Tabakwaren überwacht und auf ihre Verträglichkeit geprüft. Auch die Unbedenklichkeit von Pflanzenschutz- und Tierarzneimitteln wird durch Beprobung festgestellt.


Im Jahr 2014 wurden von der amtlichen Lebensmittelüberwachung rund 540.000 Betriebe kontrolliert. Bei 25 Prozent wurden Verstöße festgestellt. Damit hat sich gegenüber den Vorjahren so gut wie nichts geändert. Auch der Anteil an Beanstandungen bei Proben von Lebensmitteln, Lebensmittelkontaktmaterialien (Verpackungen) und Bedarfsgegenständen wie Kosmetika liegt auf dem Niveau der Vorjahre. Von 382.000 Proben wurden rund 12 Prozent beanstandet.


Die Beanstandungsquote bei Dienstleistungsbetrieben – Gastronomie und andere Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung – sowie kleinen Herstellern war mit 29 bzw. 30 Prozent am höchsten. Dabei betragen 52 Prozent der Beanstandungen die Betriebshygiene, gefolgt von Mängeln im Hygienemanagement (25 %) sowie bei der Kennzeichnung und Aufmachung (18 %) der Lebensmittel.


Auch die weltweiten Warenströme bergen Risiken. Chrom VI kann bei vielen Menschen Allergien auslösen. Der Eintrag erfolgt über das Gerbverfahren, wobei Proben aus Deutschland weniger belastet waren als Importware, insbesondere aus China, wo 12 Prozent der Proben auffällig waren. Rückstände von Chrom VI können sich in Lederjacken, Handschuhe, Rucksäcken, Koffern und Taschen befinden. Auch Nickel in Modeschmuck kann Allergien auslösen. Hier ging die Überschreitung der gesetzlichen Grenzwerte von 10 Prozent auf 4,0 Prozent zurück. 2014 wurden mehr Stecker von Ohrringen und Piercingschmuck beanstandet als im Jahr 2008. Die höchsten gefundenen Konzentrationen in 556 untersuchten Proben überschritten die Grenzwerte teilweise um das Zehnfache.


Um die Gefahren für die Verbraucher besser abschätzen zu können, werden systematisch Daten gesammelt. So wurden 2014 erstmals Daten zu den Gehalten von Pyrrolizidinalkaloiden (PA) im Honig erhoben. Das sind Stoffe, die Pflanzen bilden um sich gegen Freßfeinde zu schützen. Etwa die Hälfte davon wird als potentiell giftig für den Menschen angesehen. Honig kann diesen Stoff enthalten, wenn die Bienen die Blüten von solchen Pflanzen anfliegen. Allerdings waren in 43,7 Prozent von 151 untersuchten Honigproben keine PA nachweisbar. Honig aus Europa enthält weniger PA als Honig aus Übersee, da dort mehr Pflanzenarten vorkommen, die PA bilden können.


Antibiotikarückstände in Geflügelfleisch ist schon jahrelang in der Diskussion. Es wurden 125 Proben Hähnchen und 84 Proben Putenmuskel untersucht. Letztere wiesen mit 29,8 Prozent der Proben häufiger Antibiotikarückstände auf als Hähnchenfleisch mit 4,8 Prozent der Proben. Insgesamt lagen die Rückstände jedoch unterhalb der zulässigen Höchstmengen.


Eine Herausforderung stellt seit Jahren die Belastung von Fisch, der in Aquakulturen in Drittländern produziert wird, mit Antibiotika bzw. Antiparasitika dar“, erklärte Dr. Gerd Fricke, Abteilungsleiter Lebensmittelsicherheit im BVL. „Die meisten Fische aus Aquakultur stammen aus Asien“.


Um auch in den Erzeugerländern die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten, werden einige Partnerländer seit Jahren durch intensive Kooperationen unterstützt. Als Mitglied in Ausschüssen und Gremien internationaler Organisationen betreibt das BVL einen regen internationalen fachlichen Wissens– und Erfahrungsaustausch. 


E.R./ Dela Press