Melbourne (pte021/09.12.2016/13:30) -
Bei vielen Menschen ist die Nutzung sozialer Medien wie Facebook und Twitter gut für ihre geistige Gesundheit. Zu diesem Schluss kommt eine Metastudie von Forschern der University of Melbourne http://melbourne.edu und der Monash University http://monash.edu.au . Denn die sozialen Kontakte tun ihnen gut. Doch gibt es auch Risikogruppen wie Social-Media-Süchtige, bei denen die Nutzung sozialer Medien eher zu Depressionen und Angstzuständen führt.
Positiv für viele, Gefahr für manche
Headlines über die Risiken sozialer Medien scheinen allgegenwärtig. Doch die aktuelle Analyse von insgesamt 70 Studien kommt zum Schluss, dass Facebook und andere Netzwerke für viele Nutzer von Vorteil sein können. Denn mit den virtuellen Kontakten knüpfen User auch soziale Support-Netze und können anderen helfen oder selbst Hilfe bekommen. Für Menschen, die aufgrund von Ängsten Schwierigkeiten mit persönlichen Kontakten haben, bieten soziale Medien demnach sogar eine einzigartige Chance auf soziale Unterstützung.
Allerdings sind soziale Medien nicht für jeden gleichermaßen geeignet. Bei Menschen, die sich gerne mit anderen vergleichen, oft negative Gedanken auf den Online-Plattformen teilen oder tatsächlich nach Facebook, Twitter und Co süchtig sind, kommt es eher zu negativen Auswirkungen. Bei ihnen besteht verstärkt die Gefahr, dass sie Depressionen oder Angstzustände entwickeln. Bei Usern, die bereits an solchen leiden, ist das Risiko groß, dass sich diese verschlimmern, warnt zudem Peggy Kern, Psychologin an der University of Melbourne.
Nutzer verstehen
Die Analyse hat zudem gezeigt, dass bestimmte Nutzer zu bestimmten Verhaltensweisen tendieren. So sehen sich Personen mit Angstzuständen eher nur passiv und ohne jegliche Interaktion ihren Newsfeed an. Soziale Medien spiegeln also nicht nur Gedanken und Gefühle wieder, sondern zeigen auch Verhaltensmuster auf, die sich auf die geistige Gesundheit auswirken, so Kern. Eben das macht soziale Medien für die Psychologie interessant. "Mit weiterer Forschung könnten sie ein mächtiges Werkzeug werden, um Risiken für die geistige Gesundheit früh zu erkennen", erklärt Elizabeth Seabrook, Psychologie-Doktorandin an der Monash University.
Montreal (pte012/23.11.2015/13:23) -
Teenager mit mehr als 300 Facebook-Freunden leiden im späteren Alter eher an Stress oder einer Depression. Das haben Forscher der Université de Montréal http://umontreal.ca herausgefunden. Bei den Untersuchungen sind 88 Personen im Alter zwischen zwölf und 17 zur Anzahl ihrer Kontakte sowie der Interaktion befragt worden. Den Ergebnissen zufolge hatten jene mit mehr Freunden einen höheren Cortisolspiegel, der Depressionen im Erwachsenenalter begünstigt.
Mehr Freunde, mehr Stress
Der Spiegel des Stresshormons Cortisol ist anhand von Stichproben, die über drei Wochen hinweg zweimal wöchentlich viermal täglich entnommen wurden, überprüft worden. Jene mit mehr als 300 Facebook-Kontakten zeigten erheblich höhere Werte als die Probanden mit weniger Freunden. "Obwohl andere externe Faktoren den Cortisolspiegel auch beeinflussen, gehen wir davon aus, dass Facebook einen isolierten Einfluss von acht Prozent hat", erklärt Studienleitern Sonia Lupien.
"Wir konnten feststellen, dass über 300 Facebook-Freunde bereits zu einem höheren Cortisolspiegel beitragen, deshalb können wir uns vorstellen, dass 1.000 oder 2.000 Kontakte sich noch wesentlich mehr auswirken", fügt Lupien hinzu. Vergangene Studien haben bereits bewiesen, dass junge Menschen mit einem erhöhten Stresslevel im fortschreitenden Alter zu 37 Prozent eher an einer Depression erkranken als jene mit durchschnittlichen Werten.
"Likes" wirken dämpfend
Die Forscher haben in ihrer Studie auch andere Faktoren wie "Gefällt mir"-Angaben und freundliche Kommentare berücksichtigt. Laut Lupien senken "Likes" und aufbauende Beiträge von Freunden den Cortisolspiegel wieder. Somit bewirkt eine vermehrte positive Interaktion eine Reduzierung des Stresshormons. Die Nutzungshäufigkeit hingegen hat den Wissenschaftlern zufolge keinen Einfluss auf den Stresslevel.
Irvine (pte002/08.02.2016/06:05) -
Wer auf z.B. Facebook sehr aktiv ist, macht das nicht unbedingt, weil es so interessant ist - im Gegenteil, das kann ein Zeichen von Schlafmangel sein. "Wer weniger Schlaf bekommt, ist offener für Ablenkungen", erklärt Studienleiterin Gloria Mark, Informatik-Professorin an der University of California, Irvine http://uci.edu . Als solche sind Online-Aktivitäten in sozialen Medien ideal, wie eben auf Facebook. "Es ist seicht, es ist einfach und man ist müde."
Schlechte Laune aufbessern
Studien zu Technikfolgen auf den Schlaf gibt es viele. "Wir haben es anders herum gemacht: Wir haben uns angesehen, wie die Schlafdauer die Nutzung von Informationstechnologien beeinflusst", so Mark. Ihr Team hat dazu über den Zeitraum von einer Woche Daten von 76 Studenten gesammelt, die neben deren Schlafverhalten die Nutzung von Smartphone und Computer erfasst hat. Die Ergebnisse bestätigen nicht nur, dass Schlafmangel schlecht für die Laune und Produktivität ist, sondern Nutzer auch auf Facebook treibt.
Konkret hat die Studie großes Augenmerk auf das Schlafdefizit gelegt - also die Frage, wie viel weniger die Teilnehmer geschlafen haben als eigentlich gut für sie wäre. So hat sich Marks zufolge ein direkter Zusammenhang zwischen chronischem Schlafmangel, immer schlechterer Laune und immer größerer Abhängigkeit von Surfen auf Facebook herauskristallisiert. Wer weniger geschlafen hat, wechselt zudem öfter zwischen verschiedenen Bildschirmen hin und her, was ebenfalls für eine größere Ablenkbarkeit spricht.
Analyse von 76 Testkandidaten
Die Ergebnisse der Studie mit 42 Teilnehmerinnen und 34 Teilnehmern werden im Mai im Rahmen der ACM Conference on Human Factors in Computing Systems 2016 http://chi2016.acm.org , einer führenden Konferenz zur Interaktion von Mensch und Computer, näher vorgestellt. Erkenntnisse darüber, wie sich Schlafmangel auf das Nutzerverhalten auswirkt, könnten helfen, Technologien und Produkte zu entwickeln, die besser auf die Bedürfnisse übermüdeter Nutzer eingehen.